Fördertechnik mit Salzkruste

Wie baut man langlebige Fördertechnik für hochkorrodierendes Schüttgut? Aus Holz und Edelstahl und mit möglichst geringer Angriffsfläche. Der Anlagenbauer Apullma hat für das neue Umschlaglager der UHH in Haldensleben den Edelstahl-Holz-Mix durch den Einsatz von Trommelmotoren weiter optimiert und Angriffsflächen gegenüber konventionellen Antriebsformen reduziert. Der Einsatz von Trommelmotoren begrenzt darüber hinaus zusätzlich Wartungskosten auf ein Minimum und schrumpft die Bauteilevielfalt auf eine einzige Komponente.

Weithin sichtbar sind die weißen Abraumhalden im Norden Magdeburgs. Das Kali-Bergwerk in Zielitz, das in 2003 dreißigjähriges Bestehen feierte, ist einer der größten Arbeitgeber der Region und nutzt das neue Lager der UHH, einer Tochter der Rhein-Umschlag GmbH & Co. KG, Oldenburg, als Zwischenlager für ihre Exportmengen in Drittländer. Aufgrund der stark steigenden Exportmengen musste die Lagerkapazität der UHH durch einen Neubau um 20.000 Kubikmeter erhöht werden, was den Bau eines neuen Depots erforderte. Im September 2003 ist es in Betrieb genommen worden. Bei der Auslegung der Fördertechnik hat der Betreiber besonderen Wert auf den schonenden Transport des Förderguts gelegt, um ungewollte Mahleffekte möglichst weitgehend zu vermeiden. Dementsprechend wurden die Übergabestellen zwischen den einzelnen Förderstrecken so ausgelegt, dass Fall- und Fördergeschwindigkeit miteinander korrelieren. Desweiteren sollte die Konstruktion möglichst wenig Angriffsfläche für die hochkorrodierenden Kali-Salz Mischungen bieten und möglichst einfach und insbesondere zeitsparend in Reinigung und Wartung sein. Das mittelständische Anlagenbauunternehmen Apullma überzeugte bei der Ausschreibung der Anlage dabei durch einen innovativen Konstruktionsansatz, der jetzt erstmals bei der neuen Fördertechnik für die Ein- und Auslagerung aus diesem Depot zur Anwendung kommt: Der Einsatz von Trommelmotoren.

Die Konstruktion soll den hochkorrodierenden Kali-Salz Mischungen möglichst wenig Angriffsfläche bieten.

Trommelmotoren sind aufgrund der funktionalen Kapselung des Motors in einem Rohr ideal für Bandförderanlagen, da sie alle erforderlichen Funktionen in eine kompakte Einheit integrieren. Einzig die Energieversorgung muss noch zugeleitet werden. Damit entsprechen Trommelmotoren dem Konstruktionsprinzip “Form follows Function” und unterscheiden sich eklatant von den bislang noch hauptsächlich verwandten, konventionellen Konstruktionsformen. Bei diesen wird ein klassischer Motor oftmals seitlich an der Förderstrecke oder zwischen Ober- und Untertrum angebracht und mittels Aufsteckgetriebe und/oder Kette das Drehmoment an eine Fördertrommel übertragen, die das Förderband spannt und in Bewegung setzt. Diese Konstruktionsform ist schon alleine von der Bauteilevielfalt kostspielig in Konstruktion, Beschaffung und Montage und insbesondere in staubigen und aggressiven Umgebungsbedingungen wie beim Transport von Kali-Salzen in jeder Hinsicht zu aufwendig, schlecht zu reinigen und zeitintensiv in der Wartung: Zum einen müssten die Ketten oder Getriebe regelmäßig geschmiert werden bzw. Ketten, die nicht geschmiert werden, müssen gereinigt werden, damit sie nicht aufgrund von Salzstaubablagerungen frühzeitig verschleißen. Alternativ könnte diese Konstruktion natürlich auch mit einem staub- und spritzwassergeschützten Edelstahl-Gehäuse versehen werden. Dies würde jedoch die Konstruktion zusätzlich verteuern und gleichzeitig die Wartungszeiten erhöhen. Trommelmotoren hingegen können durch einfache Hochdruckreinigung gesäubert werden. Wartungsarbeiten fallen nicht an, da das Innere der Trommel durch entsprechenden Schutz nicht verunreinigt werden kann und die Schmierung der Getriebe durch Schmiermittel gesichert wird, die zumeist die gesamte Lebenszeit eines Trommelmotors Bestand haben. Viton-Wellendichtringe mit Stofflippen auf gehärteten Laufbuchsen aus Edelstahl garantieren dabei die Öldichtheit auch nach langer Laufleistung und machen den Trommelmotor zur vollständig gekapselten Einheit.

Trommelmotoren von van der Graaf zeichnen sich neben der robusten Konstruktion mit gehärteten Laufbuchsen aus Edelstahl insbesondere durch die Auslegung auf hohe Lasten aus.

Bei der Auswahl der passenden Trommelmotoren baut Apullma auf Produkte aus dem Hause van der Graaf. Sie zeichnen sich neben der robusten Konstruktion mit gehärteten Laufbuchsen aus Edelstahl insbesondere durch die Auslegung auf hohe Lasten aus. So kommen in der Förderanlage, die mehrere Bandsegmente von 10 bis 38 Metern Länge und 800 bis 1000 mm Breite umfassen, jeweils zwei Motoren mit einem Durchmesser von 400 mm zum Einsatz. Sie leisten jeweils 15 KW und können eine Förderlast von 40 Tonnen transportieren. Die gesamte Förderstrecke, die in beide Laufrichtungen nutzbar ist, kann bis zu 240 Tonnen in der Stunde bewegen. Gute Friktionseigenschaften bei optimalem Korrosionsschutz des Laufsteges wurde durch den Einsatz von GFK-Rosten erreicht (GlasFaserverstärkte Kunsstoffe). Die Zuführung erfolgt aus dem Depot über Radlader, die mit Ihren Schaufeln bis 6 Tonnen transportieren können. Über eine integrierte Bandwaage und ein gut sichtbares Display wird die auszulagernde Charge kontrolliert.

Neben der Leistungsstärke überzeugen Trommelmotoren von van der Graaf auch durch verschraubte Enddeckel. Dadurch sind auch Umbauten oder gegebenenfalls notwendige Reparaturen ohne Spezialwerkzeug möglich. Darüber hinaus sind auch alle Verzahnungsteile geschliffen oder sogar gehont. Durch diese höchste Qualität der Oberfläche werden schädliche Vibrationen vermieden und lange Lebensdauer gesichert. Erwünschte Nebeneffekte sind die große Laufruhe der Trommelmotoren sowie die extreme Wartungsarmut. Denn wo kein Abrieb im Öl, muss dieses auch erst nach 50.000 Arbeitsstunden gewechselt werden. Alle Typenschilder sind darüber hinaus aus Edelstahl (316) gefertigt. Damit ist auch nach Jahren noch die Identifikation des Motors ohne Probleme möglich.

Fällt ein Motor trotz dieser hohen Qualität dennoch einmal aus, ist eine Ersatzlieferung jederzeit schnell vor Ort. Abgesehen von größeren Projekten fertigt van der Graaf nicht auftragsbezogen, sondern auf Lager. Das heißt, alle Standardteile stehen in einem Lager zur Verfügung und der einzige Engpass bei der Lieferzeit könnte die Endmontage sein. Und hier stehen je nach Bedarf bis zu 12 qualifizierte Mitarbeiter zur Verfügung. So kann man auf wechselnde Auftragslagen sehr flexibel reagieren und tatsächlich im Notfall den Versand von Trommelmotoren am Tag des Auftragseingangs vornehmen. Alle Sendungen von Vollenhove in den Niederlanden nach Deutschland werden mit TNT speditiert. Damit ist gewährleistet, dass die Motoren innerhalb kürzester Zeit beim Kunden sind.

Depotzuführung aus Waggons

Das Fördersystem zur Entleerung der anliefernden Eisenahnwaggons erspart die zentimetergenaue Platzierung des kompletten Zuges. Durch eine Verstellung in Längs- und Querrichtung sowie der Höhe kann diese stationäre Anlage an die unterschiedlichen Ausgabeöffnungen verschiedener Waggons angepasst werden, was die Vermahlung des Schüttguts bereits bei der Anlieferung reduziert. Auch sind bei dieser Konstruktionsform keine Erdarbeiten erforderlich gewesen, da das Förderband per elektronischer Steuerung punktgenau unter den Auslauf der Waggons gefahren wird. Durch aufeinander abgestimmte Förderer, die durch GFK- Abdeckhauben vor Wind und Wetter geschützt sind, wird das Schüttgut über ein Querförderband der weiteren Lagerung in hoher Geschwindigkeit zugeführt.

Holz als Konstruktionselement

Bei Kali-Salz-Förderanlagen sind Holzkonstruktionen aus Brettschichtbindern als tragende Elemente besonders beliebt. In anderen Branchen kommen sie jedoch so gut wie gar nicht zum Einsatz, da Förderanlagenbauer zumeist aus der metallverarbeitenden Industrie kommen. Ausnehmlich von Anlagen, an die höchste Hygieneanforderungen gestellt werden (wie z.B. in der Lebensmittelverarbeitung), ist Holz jedoch eine echte Alternative zu herkömmlichen Metallkonstruktionen: Dieser natürliche, nachwachsende Baustoff eignet sich hervorragend für die Unterkonstruktion von Bandförderanlagen, denn er ist selbst beim Einsatz in extrem aggressiven Umgebungen ähnlich langlebig wie Edelstahl, jedoch wesentlich leichter, preiswerter und schneller vor Ort zu montieren. Die Gewichtersparnis wirkt sich dabei auch unmittelbar auf die Auslegung weiterer tragender Elemente aus, was auch hier zu weiteren Einsparungen führt. Damit eignen sich Holzkonstruktionen als tragende Elemente für vielfältige Einsatzgebiete in der industriellen Fördertechnik. Und auch in der Lebensmittelindustrie gibt es viele potenzielle Anwendungen wie z.B. die Warenannahme von Feldprodukten aber auch alle anderen Förderstrecken, die keinen direkten Kontakt mit Lebensmitteln haben. Und gleichzeitig sieht die Konstruktion nicht mehr kalt und unnahbar aus, sondern ermöglicht durch seinen wärmer wirkenden Materialmix auch Meisterwerke industrieller Architektur.

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