Effizienzsteigerung bei der Gemüseernte

Der Kostendruck in der deutschen Landwirtschaft ist enorm. Nur durch immer weiter gehende Rationalisierungsmaßnahmen können Landwirte heute noch wettbewerbsfähig bleiben. Da 50 % bis 80 % aller Kosten durch die Ernte entstehen, sind dabei auch die größten Einsparungen zu erzielen, wenn es gelingt die Abläufe zu automatisieren. Vollautomatische Ernte ist aber nicht in allen Fällen möglich. Wenn der Personaleinsatz erforderlich ist, sollte dieser aber so effizient wie möglich erfolgen. Die Arbeit, die den Erntehelfern körperlich am meisten abverlangt, ist in der Regel das Aufladen der Ernte bzw. der Erntebehälter. Erntemaschinen mit moderner Fördertechnik können hier die Arbeit deutlich erleichtern.

Solche Erntemaschinen verfügen über seitliche Ausleger, auf die die Erntehelfer das Erntegut legen. Mit Förderbändern wird es dann zur Maschine transportiert, wo weitere Arbeiter die Ware sortieren und verpacken. Die verpackte Ware muss anschließend weiter verladen werden, was oft noch per Hand geschieht. Da diese Arbeit besonders hart ist, sollte sie deshalb ebenfalls automatisiert werden.

Ein Effizienz-Problem bei diesen Erntemaschinen stellt auch die Tatsache dar, dass die Ernteflächen oft relativ klein sind, der Auf- und Abbau der Erntemaschinen auf dem Feld jedoch oft mehr als 30 bis 60 Minuten dauert. Wünschenswert wäre also eine Erntemaschine, die durch entsprechende Konstruktion alle Fördertechnik automatisch und schnell ausfährt.

Während der Ernte legen die Erntehelfer das Erntegut auf die Förderbänder der seitlichen Ausleger.

Auf dem Gemüsehof Biewener in Melle wird auf 170 Hektar Gemüse angebaut. Die Hauptkulturen sind dabei Blumenkohl, Eisbergsalat, Chinakohl, und Broccoli. Außerdem werden noch verschiedene Kopfkohle, Sellerie, Kohlrabi sowie Möhren angebaut. Der Hof beschäftigt in der Saison bis zu 35 Mitarbeiter, wovon 25 in der Regel aus Polen stammende Erntehelfer sind.

Auch Jürgen Biewener war auf der Suche nach Möglichkeiten, mit denen er die Effizienz bei der Ernte steigern kann. Für die Erntesaison 2005 bestellte er daher bei dem Fördertechnikspezialisten APULLMA aus Lutten eine neue Erntemaschine. Die Erntebreite der selbstfahrenden Erntemaschine beträgt bis zu 23 m, und bis zu 30 Erntehelfer können an und auf der Maschine gleichzeitig arbeiten. Wird auf dem Gemüsehof Biewener beispielsweise Eisbergsalat geerntet, legen die Erntehelfer die Salatköpfe, die zuvor einzeln in Tüten verpackt werden, auf die Förderbänder der Ausleger.

Ein Längsförderband transportiert das Erntegut unter dem Führerhaus hindurch auf die Maschine.

Diese transportieren die Köpfe zur Mitte der Maschine, wo sie von einem weiteren Förderband unter dem Führerhaus hinweg auf die Maschine transportiert werden. Auf der Maschine kleben Erntehelfer Tüten mit den Salatköpfen zu und verpacken sie anschließend in Kisten. Die gepackten Kisten werden mit Rollenförderern auf den Anhänger transportiert und dort verladen. Das Leergut wird ebenfalls mit Rollenförderern vom Anhänger zur Erntemaschine transportiert.

Rollenförderer transportieren die Kisten, die von den Erntehelfern auf der Maschine gepackt wurden zum Anhänger. Das Leergut wird ebenfalls über Rollenförderer vom Anhänger zur Maschine transportiert.

Jürgen Biewener ist von seiner neuen Erntemaschine begeistert: „Früher hatten wir eine ebenfalls von APULLMA gelieferte Anhängermaschine – brauchten also für die Ernte einen zusätzlichen Ackerschlepper. Den können wir durch die selbstfahrende Erntemaschine einsparen“, und er erläutert weiter „Der größte Vorteil ist jedoch, dass wir mit der neuen Maschine bis zu 30 Erntehelfer gleichzeitig einsetzen können und dabei nur einen Vorarbeiter brauchen.“ Der Aufbau der Erntemaschine geht sehr schnell von statten. Wenn die Maschine am Feld ankommt dauert es höchsten vier bis fünf Minuten, um die Ausleger und die Rollenförderer auszufahren. Danach können die Erntehelfer mit ihrer Arbeit anfangen.

Die Erntemaschine ist innerhalb weniger Minuten einsatzbereit. Die Ausleger und Rollenförderer werden automatisch ausgefahren.

Während der Ernte braucht nicht einmal ein Fahrer im Führerhaus der Maschine zu sitzen. Die Steuerung kann von einem der Ausleger bedient werden. Abhängig von der Art des geernteten Gemüses fährt die Maschine sehr langsam. Bei der Ernte von Eisbergsalat sind dies beispielsweise nur 50 m bis 70 m pro Stunde. Lediglich für enge Kurven, z. B beim Wenden am Feldrand, ist ein Fahrer notwendig.

Die Erntemaschine wiegt insgesamt 10,5 Tonnen und verfügt über einen Allradantrieb und eine Hundeganglenkung. Da beide Achsen gelenkt sind, ist sie darüber hinaus sehr wendig.

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